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battleofthesexes, dating and gender, media, post-modernism, sex

Das Unbehagen der Unsichtbaren.

Stefan Niggemeier hat in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung einen guten Artikel über die merkwürdige aktuelle Debatte über Tolernz oder Akzeptanz von Homosexualität geschrieben, die sich an der letztwöchigen Maischberger Talkshow zum Thema “Homosexualität auf dem Lehrplan: Droht die ‘moralische Umerziehung’?” bzw. der Petition zum Thema in Baden-Würrtemberg entzündete, aber er schneidet das zentrale Wahrnehmungsproblem, das aus meiner Sicht vor allem der Grund für diese Debatte ist, leider nur kurz an:

“Es geht um einen elementaren Teil seiner Identität, um Aspekte seines Lebens, die bei Heterosexuellen völlig selbstverständlich Teil des öffentlichen Lebens sind.”

Ich glaube genau diese Selbstverständlichkeit ist der Ursprung des Problems, weil sie – bei allen Vorteilen – eben auch zu einer Unsichtbarkeit von normhaften Verhalten führt, das deswegen auch nicht wirklich diskursiv thematisiert wird, nicht als Teil der Debatte wahrgenommen wird. Was dann vermutlich fast zwangsläufig das Gefühl entstehen läßt: wir reden immer nur über 5%. Weil ja nur dieser Teil des gesamtem Spielfelds explizit und medial beleuchtet wird.

Ich glaube nicht, daß die meisten der Gegner von “Sichtbarkeit” diese tatsächlich, wie Niggemeier das formuliert, “als einen Angriff auf ihr gottgegebenes Recht, Homosexuelle und deren Liebe weiter als unnormal und defizitär abzuwerten.”

Ich glaube eher, daß es sich dabei um ein sehr menschliches und narzisstisches Phänomen in einer medial geprägten Realität handelt. Ein Unbehagen, das sich weniger aus der Aufwertung einer anderen Identität speist, sondern aus der wahrgenommen Unsichtbarkeit der eigenen Identität. Ich glaube, es ist für die meisten Menschen zu viel Abstraktion, heterosexuelles Händchenhalten als Teil einer gesellschaftlichen Diskussion über sexuelle Identität zu begreifen.

Daher weiß ich auch nicht, ob sich dieses Wahrnehmungsproblem wirklich lösen läßt, denn die Unsichtbarkeit ist ja ein Wesensmerkmal jeder Norm.

Schwierig.

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Screencap "Secret Encounter" (2009)
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Secret Encounter (2009)

Secret Encounter is a short film Danilo Vogt (Artmaniax Films) shot for the Hamburg International Short Film Festival’s 3-minute-quickie competition, the motto for which was “human error” in 2009. Accordingly, I’m playing a priest who’s accidentally killing a well meaning alien life form trying to establish contact with humanity because I’m enganging in, well, let’s say, behaviour not condoned by either the Catholic Church or traffic regulations.

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Screencap 49°59'N / 8°14'E
Acting, cinema, filme, Kurzfilm, short film

49°59’N / 8°14’E (2002)

Usually just called “49 degrees”, this is a 3 minute short, shot for the 2002 Hamburg International Short Film Festival‘s “3-minute quickie” competition. In 2002, the topic was “thirst”. I’m in this film with Roland Goulsbra, who, tragically, recently died of a sudden heart attack. This is, I think, Sebastian Linke’s only film to date that was shot exclusively in English. Roland and I were mostly improvising the dialogue of the two hallucinating castaways.

I tried to convince Sebastian to add a voiceover with parts of dialogues from Georg Büchner’s play “Danton’s Death” that would have heavily politicised the film, but it was too far from what he wanted with his film. Maybe one day I’ll do on my own…

You can find more info on the film (in German) on Sebastians student webpage s-bust-show.de.

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Das erste Mal (2007)

A Film by Sebastian Linke and Gerald Haffke about some man’s (me) fear of the first time – taking a lift. It was shot in a hurry just days before our visit to the Cannes Film Festival in 2007 as an entry for the Open Ohr Festival‘s film competition about the subject “fear” – and it still won! In 2009, it was also shown at the Hamburg International Shortfilm Festival.

Sebastian Linke is also acting in the film, as is Liljana Elges. You can find a lot more information about the film at its website, alas only in German – http://www.tapsmedia.de/sbustshow/filme/das-erste-mal/notizen

While the film has by now been subtitled, the version on youtube is not. So, if you understand German, enjoy!

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Allgemein

41,5%. Ein paar Worte noch zur Bundestagswahl.

Das (vorläufige) amtliche Endergebnis der Bundestagswahl wurde bekanntgegeben: Union: 41,5 %, SPD: 25,7 %, Grüne: 8,4 %, FDP: 4,8 %, Linke: 8,6 %, Piraten: 2,2 %, AfD: 4,7 %, Sonstige: 4,1 %

Ich lehne mich mal ungefähr 10cm aus dem Fenster und sage: es gibt am Ende eine große Koalition. Schwarz-grün wäre mir zwar lieber, sehr viel lieber, aber die Grünen sind dafür wohl 5 Punkte zu schwach. Wer sollte das da jetzt bei der Nachrichtenlage durchpeitschen, trotz der Merkel’schen Fukushima-Wende, die der CDU für genau *diese* Situation Optionen verschaffen sollte und trotz des Rücktrittsangebots des bisherigen Vorstands. Nixon geht nach China, Rabin verhandelt mit Arafat. Ein starkes Ergebnis für die Grünen und ein unbeschädigter Vorstand, und am besten noch ein schwaches Ergebnis für die CSU, das wäre das Rezept gewesen. So wird das wohl leider nichts.

Ich hätte persönlich nicht gedacht, daß die Veggieday-Story die Grünen Stimmen kosten würde, was wohl der Fall war, genau wie bei den aktuellen Enthüllungen zur Parteiengeschichte. Hatte das für ein Rallying-Thema gehalten. Aber die deutlichen und rapide erfolgten Verluste implizieren, daß auch bei den Grünen die Parteibindung deutlich geringer sein dürfte, als oft vermutet wird. Zumindest die Welle des Erfolgs und der vermeintlichen neuen Bürgerlichkeit, auf der die Grünen in den letzten Jahren surften, ist jetzt wohl erstmal gebrochen. Die neue Bürgerlichkeit ist wohl mehr die alte Bürgerlichkeit als die mediale Öffentlichkeit glauben läßt, auch das zeigen schwarze Deutschlandkarten mit lila Flecken in Berlin Mitte und roten Flecken im Ruhrpott. Bleibt noch, das Ergebnis auf die sich offenbar mehr und mehr bemerkbare veränderte demographische Struktur zu schieben, und da ist sicher etwas dran. Aber die alten von heute sind die Hippies von gestern, also zieht auch das Argument nur sehr bedingt, auch wenn die Union ohne die über sechzig Prozenz der Alten sicher nicht so feiern würde. Stattdessen würden sich die Piraten über achtzehn Prozent der Erstwählerstimmen freuen.

Das mit der Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag ist tragisch, nicht nur weil ich – ja habe ich – FDP gewählt habe, sondern vor allem aufgrund der Vorratsdatenspeicherung, die jetzt wohl erst mal kommen wird, es ist aber auch vollkommen selbstverschuldet und eigentlich absolut verdient. Die Generation Westerwelle wird in die Geschichte eingehen, als diejenige, die den politischen Liberalismus in Deutschland vollständig beerdigt hat. Ob die kommende FDP unter (vermutlich?) Christian Lindner schon in der Lage sein wird, das zu ändern, steht dahin. Ein Dreitagebart allein macht noch keinen Liberalismus. Aber es ist vielleicht ein Anfang. Es gibt in Deutschland einen Bedarf und Wähler für eine echte liberale Partei: aber nicht, wenn diese liberale Partei nicht versteht, daß gerade in der Wirschaftspolitik Liberalismus in Deutschland etwas anderes bedeutet als anderswo, namentlich der angelsächsischen Welt. Das ist eine fundamentale Variable, die man schlicht nicht ignorieren kann, wenn man sich mit falsch verstandener Ordnungspolitik nicht dauerhaft in der APO positionieren will.

Enough said. Die FDP ist selbst schuld, bei den Piraten ist das nur zu 2/3 der Fall: Sie halten das Ergebnis von 2009 mit einer vermutlich weniger protestlastigen Wählerschaft. Das ist, bei der Mühe, die sie sich beim Selbstzerlegen gegeben haben, ein eigentlich recht positives Ergebnis. Es ist schade für die Netzpolitik, daß sich die Partei im internen Streit um, sorry, Kleinkram wie Zuschüsse für feministische Konferenzen aufgerieben hat und daß sie sich beharrlich weigert, zu verstehen, daß Politik nicht algorithmisch funktioniert, daß imperative Mandate schlicht nicht funktionieren können. Direct Democracy doesn’t scale. Auch prozentual nicht, wie man mal wieder erfahren durfte. Immerhin sind die Protestwähler jetzt wohl weitgehend bei der AfD untergekommen – die zwei Prozenz sind *echte* Piratenwähler, und das ist doch schon mal was.

Speaking of AfD, obwohl ich eigentlich nicht will – daher nur zwei Dinge: Zum einne empfinde ich die dauerhafte, pseudo-intellektuelle und arrogante Bezugnahme nicht weniger AfDler auf die Ökonomie als rufschädigend (nicht, daß es da noch viel zu beschädigen gäbe, aber trotzdem). Und zum anderen interessiert mich in diesem Fall mehr als bei anderen Parteien die Spendensituation: Keine andere Fringe-Protest-Partei hat jemals soviele große Plakate aufstellen können wie die AfD. Woher kommt das Geld dafür?

Große Siegerin der Wahl ist zweifelsohne Angela Merkel, die vermutlich auch ihre Lieblingskoalition zum Sparpreis bekommt, denn die SPD ist schwach, wenn auch nicht so schwach wie 2009. Die Schwäche dürfte sich allerdings im Laufe der Legislaturperiode als Problem erweisen, wenn sich in der SPD die Erkenntnis verbreiten wird, daß man mit der CDU eben tatsächlich nicht mehr auf einem Niveau spielt, es wirklich nur noch eine Volkspartei gibt. Ich vermute, daß die Bereitschaft, eine rot-rot-grüne Koalition einzugehen in dem Maße steigen wird, in dem sich diese Erkenntnis verbreitet. Geringere wahrgenommene Systemrelevanz dürfte sich in geringerer Bereitschaft zur Systemwahrung niederschlagen.

Peer Steinbrück war ein Kandidat der unerfüllten Versprechen, vor allem dem auf intellektuelle Führung gegen das Merkelsche Mantra des Abwartens. Oder des Versprechens auf Klartext, der Stinkefinger kam einfach viel zu spät und war bei allem Respekt, den die Geste ihm bei mir wieder eingebracht hat, letztlich auch zuwenig, und zu “punkig”, um verlorene Souveränität im Vergleich zu Mutti wieder zu finden. Steinbrück hätte die sicher schon früh erfolgte Erkenntnis, auf verlorenem Posten zu agieren, nutzen können. Hat er aber nicht, weil er nicht wollte, weil seine Partei nicht wollte, aus dem oben angesprochenen Punkt, aber auch, weil er nicht konnte. Es gab einfach, zum Beispiel beim Euro, keine radikal andere Sichtweise, kein fundamental bessere Analyse der Situation als die von Angela Merkel. Kleine Unterschiede im Detail rechtfertigen eben nicht einen Anspruch auf das “Er kann es besser!” Da hätte mehr kommen müssen, und das konnte halt nicht funktionieren. Die SPD wird den Rest ihrer selbstwahrgenommenen Zeit als Volkspartei in einer kleinen großen Koalition absitzen, dann wird neu gemischt werden. Aber vermutlich nicht mehr mit der aktuellen Führungsriege.

Gregor Gysi wird das sicher freuen, und auch die anderen unbekannten SpitzenkandidatInnen der Linken. Neben Gysi und Gesine Lötsch hat in der ehemaligen Hauptstadt der DDR mit Petra Pau auch eine der gerade nach Auskunft von politischen Gegnern fähigsten und zähsten Abgeordneten ein Direktmandat geholt. Wie auch Hans-Christian Ströbele von den Grünen. Angesichts der schwarzen Übermacht bei den Direktmandaten ist Berlin damit fast schon sowas wie ein demokratisches Naturschutzgebiet. Oder wie es ein amerikanischer Autor mal in einem Bericht über Berlin formulierte: Berlin ist keine Hauptstadt, Berlin ist ein soziales Experiment, wenngleich die Linke ihren speziellen demographischen Vorteil in Berlin kaum auf Dauer behalten können wird.

Was bleibt? Deutschland ist schwarz, aber “schwarz” ist eben nicht mehr das schwarz Adenauers oder Kohls. Man mag sich in der Mitte Berlins darüber irritiert geben, daß Angela Merkel Schwierigkeiten mit der Adoption durch homosexuelle Paare zu haben angibt, oder darüber, daß Kristina Schröder nicht in der klassischen Frauenbewegung sozialisiert wurde und jetzt auch noch die Karriere als Ministerin opfert, weil sie lieber bei ihrem Kind bleiben möchte, aber allein *das* ist doch schon ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sehr sich das Koordinatensystem des christlichen Konservatismus der CDU Deutschlands mit der Gesamtgesellschaft verschoben hat. Vermutlich mit Ausnahme der Vorratsdatenspeicherung, die jetzt wohl kommen wird.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und selbst wenn sie kommt, wird sie nicht einfach so kommen können, nicht ohne großen Knall. Das wird das erste große Thema der nächsten Legislaturperiode, nicht das nächste kleine Hilfspaket für Griechenland.

 

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Verblendet.

Der Spiegel titelt: “Die Lüge ist ministrabel geworden”. Das ist natürlich Blödsinn. Manche Lügen oder Auslassungen waren schon immer ministrabel, andere nicht.

Aber die Sache mit Karl-Theodor Frhr. von und zu Guttenbergs an der Universität Bayreuth verfassten und zunächst mit “summa cum laude” bewerteten Doktorarbeit “Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU” (Wikipedia) ist schon irgendwie anders gelagert, und zwar vor allem wegen der Selbstverständlichkeit, mit der er und sein so langsam verzweifelndes politisches Lager, insbesondere seine so gequälte Partei CSU, über die Sache hinweg gehen: Der Verteidigungsminister verzichtet auf den Titel und gut ist. Das ist eine seiner Popularität geschuldete Herangehensweise, die zumindest für eine Wisssenschaftlerin wie Kanzlerin Angela Merkel mehr als merkwürdig erscheint. Aber noch problematischer erscheint ein wesentlicher Grund für die Unterstützung der Kanzlerin: die Haltung von – Umfragen zufolge – offenbar so ca. zwei Dritteln aller Deutschen, die davon ausgehen, daß “wir alle ein bißchen Karl-Theodor sind”.

Klar, wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein, und eine gewisse öffentliche Zurückhaltung bei der moralischen (Vor-)Verurteilung ist sicher auch eine Qualität im politischen Diskurs. Was wiederum die Frage aufwirft: Welche Lügen genau sollen denn jetzt ministrabel geworden sein?

Ich vermute, die Antwort darauf sagt am Ende mehr über die deutsche Politk und damit die zeitgenössische deutsche Kultur und ihren Willen zur Selbsttäuschung insgesamt aus, als über Karl-Theodor.

Der Dr. ist weg. Die Diskussion fängt erst an.

 

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WordPress 3.1 beta 1

After the WP development team spent the Summer on improving the WP community’s infrastructure, they are back with WordPress 3.1, now in beta 1, the next version of this year’s Open Source CMS “Hall of Fame”-Award winning CMS. New features include improved internal linking, standard post formats, query improvements and a couple of other administration related improvements (like ajaxified sorting of columns). They recently published the first beta – check out the official post for some more information.

http://wordpress.org/news/2010/11/wordpress-3-1-beta-1

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